Aus der Vereinsgeschichte

Den Grossteil unserer Vereinsgeschichte schrieben seine Mitglieder unter dem Vereinsnamen "Katholischer Gesellenverein". Es War über hundert Jahre lang ein reiner Jungmännerverein. In den Statuten vom 24. Oktober 1930 standen die Bedingungen zur Mitgliedschaft so schrieben: "Aktiv—Mitglied des KGV kann jeder unverheiratete Geselle (auch protestantischer Konfession) werden nach wenigstens drei— monatlicher provis. Mitgliedschaft (Kandidatur). Er muss das 17. Altersjahr erfüllt & darf das 35. Altersjahr nicht Überschritten haben. Nicht katholische Mitglieder dürfen keine Vorstandsämter bekleiden. Lehrlinge dürfen erst im letzten Halbjahr ihrer Lehrzeit definitiv aufgenommen werden“. In Art. 26 heisst es weiter: "Mit der Heirat, mit: der Errichtung eines eigenen Geschäftes oder mit Erreichung des 35. Lebensjahres treten die Aktiv—Mitglieder zu den Alt—Mitgliedern über".

 

Der damalige Präses Gerold Germann forderte aus heutiger Sicht recht viel von seinen Gesellen. Alters Statuten als die von 1930 sind leider nicht mehr vorhanden. So möchte ich daraus einige Pflichten unserer Vereinsmitglieder zitieren: - Tragen des Vereinsabzeichens an allen kathol. Veranstaltungen, wie auch auf der Reise (Bahn) — an die Vereinskasse bezahlt jedes KGV-Mitglied einen MONATS - BEITRAG - Solider, christlicher Lebenswandel und Charakter sind Ehrensache des Gesellen — Jedes Aktiv—Mitglied ist verpflichtet der Kolpings— Krankenkasse beizutreten — Der Besuch der Monatsversammlung ist obligatorisch. Unentschuldigtes Wegbleiben wird mit 30 Rp. gebüsst — Die Teilnahme an den monatlichen GENERAL—KOMMUNIONEN und an den feierlichen PROZESSIONEN am hhl. Fronleichnams— und Justinus— fest sind obligatorisch. Fernbleiben wird mit Fr. 1.- gebüsst.
Unseren älteren Mitgliedern werden wohl beim Lesen dieser Statuten viele Vereinserlebnisse wieder in Erinnerung gerufen. Es könnten ganze Bücher geschrieben werden, was unseren Rahmen sprengen würde. Es gab in unserer Geschichte einige ganz markante Jahre, welche sich Wegweisend für das Vereinsleben auswirkten.

 

1869

Gründung des Vereins durch Kaplan Jakob Eisenring und Einzug ins ehemalige Haus von Bildhauer Schoch an der St. Gallerstrasse.

1878

Erbauung des vormaligen Gesellenhauses an der Friedbergstrasse durch Vermittler J.B. Schwarz.

1892

Kauf des Gesellenhauses durch die Realschul—Aktiengesellschaft Gossau und Übersiedlung mit 25 Gesellen ins neue Heim.

1894

25-Jahr Jubiläum. 250 Gesellen nehmen daran teil, unter Einschluss von Vertretern aus Deutschland und Osterreich. Die Festpredigt hält Zentralpräses Pater Augustin Gmür, Benediktiner aus dem Kloster Einsiedeln. Die Fahnenweihe vollzog Pfarrer Bürkler, Patensektion war Altstätten. Zum Andenken an dieses Jubiläum wurde eigens eine Medaille geprägt, welche auf der einen Seite ein Portrait Kolpings zeigte, auf der andern Seite das Gesellenhaus Gossau.

1910

Errichtung einer eigenen Bibliothek mit über 100 Bänden.

1912

Gründung des Vereins "Verwaltung des Katholischen Gesellenhauses Gossau" (Schutzvorstand), mit dem Zweck der Verwaltung des Gesellenhauses. Mitglieder waren: Kaplan J. Fritschi, Pfarrer G. Rohner, Kaplan E. Benz,  J. Denkinger, J.G. Cavelti-Hangartner, L. Vögeli, J. Egger, J. Koller zur "Blume" und Dr. K. Helbling.

1914

Die Hälfte der Gesellen haben in den Aktivdienst einzurücken.

1919

Teilnahme am St. Gallischen Katholikentag in Rorschach, wo die Gesellenvereine eine Spezialveranstaltung mit Referat von Kaplan J. Gähwiler abhalten mit dem Thema: "Die rote weht, hisst die katholische Fahne!"
Am 50. Stiftungsfest hält Diözesanpräses Rusch aus Appenzell die Festpredigt. Festredner war Redaktor Bächtiger, Wil.

1921

Im aufbewahrten Jahresbericht über die Gesellenvereine der M62688»; wird folgende Klage geführt: "Die Forderung, jeder Verein habe jährlich den Fragebogen auszufüllen, wird leider nicht überall beherzigt. Trotz viermaliger, teils energischer Mahnung, sich ein Verein nicht verpflichtet, seinen Bericht einzusenden. Einige Präsides scheinen sich die Abfassung der Berichte sehr leicht zu machen. Das gilt speziell von den Angaben über das Vereinsvermögen.
50 Mitglieder gehören den christlich - sozialen Gewerkschaften an. Das sind nicht ganz 10 Prozent. Wenig genug und wir begreifen die Klage der Christlichsozialen gegen die Gesellenvereine.
Die Generalkommunion wurde gewissenhaft durchgeführt. Exerzitien wurden von keinem Verein gehalten.

1922

Internationaler Gesellentag in Koln. 8 Gossauer nehmen daran teil. Das Treffen ist von 15'000 Gesellen mit 700 Fahnen besucht.

1923

Erwerb des Wirtschaftspatentes. Bis 1938 bleibt Josef Schreibmüller Hauswart und Gastwirt.

1926

Mit dem Theater "Die letzten Tage von Pompej" wird eine lange Theatertradition aufgenommen.

1930

Der Verein gibt sich neue Statuten unter Präses Kaplan G. Germann, Senior Franz Müller, Kassier August Lenzlinger, Aktuar Fanz Bruggmann und Bibliothekar Paul Wolf.

1934

Gründung einer Fachgruppe für holzverarbeitende Aktive, der Josef Saxer als Präsident vorsteht.

1941

Durchführung einer kleinen Fachausstellung.

1943

lm Jahresbericht wird beklagt, dass von 50 Aktiven lediglich etwa die Hälfte die Versammlungen besucht. Der Besuch der Exerzitien war schwach und über den Besuch der Monatskommunion ist eine Kontrolle schwer ..."

1944

An der 75—Jahr Feier mit Fahnenweihe sprach Regierungsrat Dr. Josef Riedener als Festredner. Der Anlass war begleitet von einer Fachausstellung mit Arbeiten des holz— und metallverarbeitenden Gewerbes. Technischer Leiter war Karl Zwicker.

1948

Gründung von Altkolping mit 40 Mitgliedern.

1949

Der langjährige Pfarrer von Gossau, Kanonikus Karl Brühlmann, wird Zentralpräses der Schweizerischen Gesellenvereine. Im Oktober Durchführung der 3. grösseren Fachausstellung aus allen Gewerbezweigen.

1951

Einweihung des Wegkreuzes an der Bischofszellerstrasse durch Pfarrer August Wagner und Präses Albert Kurer. Emil Bruggmann und Dominik Holdener werden als Kreuzaufseher bestimmt. Professor Josef Bücheler übernimmt die Pflege des Wegkreuzes.

1952

Die Geselleneltern und zugleich letzten, Hans und Luise Schönenberger - Birchler, ziehen ins Gesellenhaus ein.

1953

4O Gesellen nehmen an der Einweihung des Gesellenhauses in Oberiberg teil.

1957

Gossau ist Tagungsort der Zentralkonferenz der Schweizerischen Gesellenvereine. Richard Fend’ schrieb dazu das Theaterstück dass sie ewig grünen bliebe, die schöne Zeit der jungen Liebe" (Idee Präses Albert Kurer, Regie Josef Bücheler).

1960

Durchführung der zweiten grösseren Fachausstellung an der praktisch alle Berufszweige vertreten sind.

1965

100 Jahre sind seit dem Tod Adolph Kolpings vergangen. Der Internationale Kolpingtag steht unter dem Motto: "In Liebe gebunden, frei für die Welt". Ein Dutzend Altkolping reisen zu diesem Anlass nach Köln.

1969

Bei einem Bestand von rund 4O Aktiven und 170 Altkolping begeht der Verein das 1OO - Jahr Jubiläum, verbunden mit einer Fahnenweihe und der Organisation der Schweizerischen Zentralkonferenz.

1971

Die Kolpingkrankenkasse öffnet sich auch für Frauen und Familien. Unsere Sektion steht dieser Öffnung skeptisch gegenüber, beschliesst aber trotzdem Frauen und Kinder zuzulassen. Seither war auch deren Mitgliedschaft im Verein möglich.

1975

Der Aktivverein beschliesst an seiner ausserordentlichen Hauptversammlung vom 03.07.75 am Pfarreizentrum Andreas mitzubauen und sich als Stochwerkeigentümer mit Fr. 470'000.- zu beteiligen.

1977

Das alte Gesellenhaus (Vatikan) wird an die Altmitglieder Anton Alder, Anton Geisser, Albert Lehmann und Paul Moser verkauft.

1978

Das neue Kolping-Lokal, das Restaurant Zunftstube mit Säli, Kellerräumen, Wirte— und Angestelltenwohnungen wird im Saal des Andreas— Zentrums feierlich eingeweiht. Das Wirteehepaar Jeanette und Stefan Kühne—Breitenmoser pachten die Restauration.

1984

An der Zentralkonferenz in Zürich—Altstetten wird Präses Kaplan Josef Benz in den Zentralrat des Schweizer Kolpingwerks gewählt.

1985

Das restaurierte Wegkreuz wird von Präses Kaplan Josef Benz neu eingeweiht, im Beisein vom erst einweihenden ehemaligen Präses Primissar Albert Kurer.

1988

Mangels Jungmitglieder muss Aktiv-Vereinsvorstand aufgelöst werden. Kolping und Altkolping bilden einen Vorstand — werden zu Kolping Gossau zusammengelegt.

1990

Aufnahme von 6 Jung—Kolping— und 4 Familien-Mitgliedern.

1994

Bei einem Bestand von 253 Kolpingmitgliedern (23 Jung—Kolping, 78 Familienkolping, 152 Altkolping) begeht der Verein sein 125—Jahr Jubiläum.

1999

Zentralkonferenz vom schweizerischen Kolpingwerk in Gossau

2002

Weihe der neuen Fahne in der Andreaskirche

2013

Verkauf der Zunftstube an die kath. Kirchgemeinde

Die Kolpingfamilie Gossau hat heute 273 aktive Mitglieder (16 – 96 jährig) und 54 passive Mitglieder.